Manager Magazin, 13 März 2024 “Ottobock bestätigt Rückkauf der Anteile von EQT”
Die Ottobock-Eigentümerfamilie Näder übernimmt wieder die komplette Kontrolle: Der Rückkauf der Anteile an dem Prothesenhersteller vom Investor EQT kommt zustande, wie beide Seiten nun bestätigten. Für 2023 erwartet Ottobock einen Rekordumsatz.
Nun ist es bestätigt, der Rückkauf mit Aufschlag kommt zustande: Vor sieben Jahren hatte die Ottobock-Eigentümerfamilie Näder einen Anteil von 20 Prozent an dem Prothesenhersteller an den schwedischen Finanzinvestor EQT verkauft, jetzt kommt das Unternehmen wieder vollständig in Familienbesitz. Das bestätigten beide Seiten am Mittwoch.
Für EQT hat sich das Engagement offenbar gelohnt, auch wenn Hans Georg Näder (62) den ursprünglich geplanten Börsengang wieder abblies. Das Unternehmen aus Duderstadt bei Göttingen sei beim Verkauf mit 5,5 Milliarden Euro bewertet worden, sagte eine mit der Transaktion vertraute Person. Beim Einstieg von EQT waren es 3,15 Milliarden Euro.
Zuvor hatte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg über den geplanten Verkauf berichtet . Laut Bloomberg will sich die Familie für den Rückkauf eine 1,1 Milliarden Euro schwere Finanzierung besorgen, unter anderem von Kreditfonds von Carlyle, KKR, Hayfin Capital und Macquarie.
Unternehmen erwartet Rekordumsatz Seit dem Einstieg im Jahr 2017 konnte Ottobock laut Unternehmensmitteilung den Umsatz von rund 880 Millionen Euro um rund 8 Prozent pro Jahr steigern, für das Gesamtjahr 2023 erwartet Ottobock zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte einen Umsatz von rund 1,5 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) hat sich auf rund 280 Millionen Euro verdoppelt. Das Unternehmen zeigte sich optimistisch, den Wachstumskurs fortzusetzen.
EQT-Partner Johannes Reichel wertete das Engagement als Erfolg: „Als wir 2017 in Ottobock investiert haben, haben wir das enorme Potential dieses ‘Hidden Champions’ gesehen, der einen klaren Purpose verfolgt und eine marktführende Position in der Healthtech-Industrie innehat. Seitdem haben wir das Unternehmen in enger partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Hans Georg Näder und dem Managementteam auf eine neue Wachstumsstufe gehoben – das zeigt sich sowohl in neuen innovativen Produkten zum Nutzen der Patienten als auch der wirtschaftlichen Entwicklung.“
Näder erklärte, das 1919 gegründete Unternehmen habe sich in der Zusammenarbeit mit EQT professionalisiert. „Damit ist eine starke Basis für die nächste Wachstumsphase unseres Unternehmens gelegt.“ Ottobock werde ein reines Familienunternehmen bleiben. Näder hatte 2022 den lange geplanten Börsengang überraschend auf die lange Bank geschoben und die komplette Führungsspitze ausgetauscht. Damals hatte Ottobock eine Bewertung von fünf bis sechs Milliarden Euro angepeilt.
Ottobock gehörte bislang zu 80 Prozent der Näder Holding GmbH, die von Geschäftsführer Hans Georg Näder geführt wird. Er ist auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Ottobock SE. Operativ wird Ottobock von CEO Oliver Jakobi geführt, der den Chefposten Ende 2022 von Philipp Schulte-Noelle übernommen hatte. Beraten werden Ottobock und die Familie Näder bei dem Deal unter anderem von der Deutschen Bank, Goldman Sachs und einem von Christoph H. Seibt geführten Team der Kanzlei Freshfields.
Das Unternehmen war vor 105 Jahren als Orthopädische Industrie GmbH gegründet worden. Später übernahm Otto Bock die Firma und machte sie unter ihrem heutigen Namen zu einem der wichtigsten Player auf dem europäischen Prothetik-Markt. Die Familie Näder zählt zu den direkten Nachkommen von Otto Bock.