Frankfurter Allgemeine Zeitung / Klaus Max Smolka
Dabei geht es um ein 30-Prozent-Paket am Prothesenhersteller: nämlich den 20-Prozent-Anteil, den der jetzige Minderheitseigner EQT weiterreichen möchte – und dazu das 10-Prozent-Paket, welches der Gründerenkel und Verwaltungsratsvorsitzender Hans Georg Näder verkaufen will. Diese Entscheidung – 10 Prozent abzugeben – hatte Näder kürzlich im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.) publik gemacht.
Das addierte Paket werde nun in den Informationsmemoranden angeboten, ist von mehreren Quellen der Finanzbranche zu hören. Näder hatte in dem Interview auch schon ein Preisschild auf die Anteile geklebt: „Als EQT bei uns eingestiegen ist, war das Unternehmen etwa 3 Milliarden Euro wert, bis heute haben wir den Firmenwert mindestens verdoppelt.“
Milliardendeal
Die Skandinavier, hierzulande führend durch ihren Partner Marcus Brennecke vertreten, hatten 2017 für die 20 Prozent 630 Millionen Euro gezahlt, entsprechend 3,15 Milliarden Gesamtbewertung. Sie waren der erste familienfremde Gesellschafter in dem 1919 von Otto Bock in Berlin gegründeten Medizintechnikhersteller.
Ottobock steigerte im vergangenen Jahr der Umsatz um ein Achtel auf rund 1,3 Milliarden Euro und das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 2 Prozent auf 238 Millionen Euro. Nach EQT-Angaben hat das Unternehmen seit dem Einstieg des Investors mehr als 30 Übernahmen getätigt.
Brennecke würde nach eigenen Worten sogar länger investiert bleiben – doch haben Private-Equity-Fonds in der Regel eine begrenzte Laufzeit. Mehr und mehr werden zwar für Fälle wie den vorliegenden eigens Verlängerungsfonds (Continuation Fund) aufgelegt – Investoren im laufenden EQT-Fonds sehen einen solchen dem Vernehmen nach aber kritisch. EQT und JP Morgan lehnten auf Anfrage eine Stellungnahme ab.
Ottobock hatte im vergangenen Jahr an die Börse gehen sollen, doch das Vorhaben wurde wie eine Reihe andere Börsenpläne nach Beginn des Ukrainekriegs auf Eis gelegt. Mittelfristig stehe er wohl weiterhin auf dem Plan, sagen Investmentbanker. In dem Fall wäre der neue Minderheitseigentümer eine Interimslösung. Ebenso könnte aber ein längerfristig Fonds zum Zuge kommen – ein Pensions- oder Staatsfonds, ein Familienvermögensverwalter oder eine Kombination. Bei Ottobock hat die Suche nach einem neuen Miteigner begonnen: Nach Informationen der F.A.Z. hat die Investmentbank JP Morgan möglichen Interessenten gerade Informationsmemoranda geschickt, also die ausführlichen Dokumente an Parteien, denen ernsthaftes Interesse unterstellt wird.