Die Millionen-Yacht des deutschen Managers auf Malta

2017-12-17
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WELT.de, 17 December 2017 “Die Millionen-Yacht des deutschen Managers auf Malta”. Von Jan Dams, Ileana Grabitz

Die Millionen-Yacht des deutschen Managers auf Malta

Dienstag wird der Wirtschaftslenker Näder mit dem Leibniz-Ring geehrt. Die Laudatio hält Sigmar Gabriel – er ehrt einen Mann, der manche Möglichkeit zur „Steueroptimierung“ ausnutzt. Was Gabriel, so er es weiß, nicht gefallen kann. Sigmar Gabriel hat am Dienstag einen der nicht mehr ganz so häufigen offiziellen Termine, die sein Dienstplan im Inland vorsieht. Gabriel, Außenminister der geschäftsführenden schwarz-roten Bundesregierung, wird in Hannover für Hans Georg Näder, den Chef des Prothesenherstellers Otto Bock, eine Laudatio halten. Näder erhält den Leibniz-Ring, der für herausragendes gesellschaftliches Engagement verliehen wird. Was einer gewissen Pikanterie nicht entbehrt.

So ist Näder zwar einerseits ein großer Kunstmäzen. Außerdem fördert er in einer eigenen Stiftung Hilfen für schwer verletzte Kinder aus Kriegs- und Katastrophengebieten wie Aleppo. Was Sigmar Gabriel gut gefallen dürfte. Andererseits aber hat der Unternehmenschef ein Faible für große Segelyachten – und die damit verbundenen Möglichkeiten, dieses Hobby am deutschen Fiskus vorbei kassenschonend zu betreiben. Was Gabriel, so er es überhaupt weiß, wiederum nicht gefallen kann.

„Radikal asozial“

Erst im vergangenen Jahr hatte der damalige SPD-Chef nach der Veröffentlichung der sogenannten Panama-Papers über Steueroasen geschimpft: „Wenn dem Gemeinwohl jedes Jahr 150 Milliarden Euro durch die Lappen gehen, … weil die Reichen und Superreichen jede Solidarität mit der Gesellschaft aufgekündigt haben, dann ist das radikal asozial – und ein radikaler Angriff auf die Grundlagen dieser Gesellschaft. Den müssen wir abwehren.“

Dieser Argumentation folgend müsste der Außenminister auch dem Chef des in Duderstadt ansässigen Unternehmens, den er kommende Woche auszeichnen wird, durchaus kritisch gegenüberstehen.

Zwei Leasing-Gesellschaften auf Malta

Näder – selbst ein bekennender Bootsliebhaber – nutzt die Vorteile der europäischen Steueroase Malta, um dort unter der Registrierungsnummer C49990 angemeldeten Pink Gin Ltd. seine 175 Fuß lange Yacht namens „Pink Gin VI.“ zu betreiben. Direktor der Gesellschaft ist Juan Borg Manduca. Gebaut wurde das Boot, dessen Wert Kenner der Szene auf etwa 60 Millionen Euro schätzen, bei Baltic Yachts in Finnland – einer Werft, die mittlerweile auch Näder gehört.

Wie viele andere Wohlhabende nutzt der Unternehmer die steuerlichen Rahmenbedingungen auf Malta, um in seiner Heimat Deutschland die Mehrwertsteuer für die teure Anschaffung zu sparen. In der Regel werden dafür in Malta zwei Leasing-Gesellschaften gegründet. Die eine tritt als Leasing-Geberin auf und ist eine kommerzielle Gesellschaft mit Umsatzsteuernummer. Die andere, als Leasingnehmerin, ist die nicht kommerzielle, umsatzsteuerpflichtige Gesellschaft. Auf die Leasingraten ist die maltesische Umsatzsteuer von 18 Prozent zu entrichten.

Ein Bruchteil der deutschen Steuern

Weil der maltesische Fiskus davon ausgeht, dass Schiffe ab einer bestimmten Größe maximal 30 Prozent ihrer Betriebszeit in EU-Gewässern verbringen, würden nur 30 Prozent der Leasingraten mit effektiv 5,4 Prozent versteuert, rechnet ein Kenner des Modells vor. Zusätzlicher Vorteil: Nach Ablauf der Leasingdauer kann der Leasingnehmer die Yacht zu einem Kaufpreis von einem Prozent des Neuwerts von der Leasinggeberin kaufen. Noch einmal ist nur eine reduzierte Mehrwertsteuer fällig. Im Vergleich zu dem, was in Deutschland bezahlt werden müsste, ist das ein Bombengeschäft.

Was niemand bei Otto Bock leugnet.

„Hans Georg Näder macht kein Geheimnis daraus, dass er ein Boot unter maltesischer Flagge fahren lässt“, sagt ein Sprecher auf Nachfrage. Das sei verbunden mit einem gängigen Finanzierungsleasing für Schiffe, das innerhalb der EU inzwischen Standard sei. „Die Entscheidung für Malta fiel aufgrund der dort herrschenden Bedingungen für die Nutzung von Luft- und Wasserfahrzeugen.“ Eine Konsequenz daraus: Er spart die Mehrwertsteuer, die hier gezahlt werden müsste. „Diese Konstruktion ist legal, transparent und den deutschen Steuerbehörden bekannt.“ Näder habe sich aber auch für Malta entschieden, weil die maltesische Flagge unter Bootskennern ein hohes Renommee genieße.

Auf die Diskussion, ob es ethisch richtig sei, als wohlhabender Unternehmer solche Möglichkeiten zur Steueroptimierung zu nutzen, will sich sich Näders Umfeld nicht einlassen. „Was spricht dagegen, über ein in Malta angemeldetes Schiff Steuer einzusparen, um es an anderer, sinnvoller Stelle einzusetzen?“, heißt es mit Verweis auf Näders Wohltätigkeiten.

Die Frage ist, ob das Laudator Gabriel ähnlich sieht.

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